Bevor wir tiefer in die Planung unserer Hilfsprojekte einsteigen, noch eine kleine Geschichte, wie sie wohl in jedem von uns steckt. Derer man sich aber als Helfer auch durchaus bewusst sein muss.
In meiner Arbeit in Afrika habe ich mich oft gewundert, mit welchen Mitteln und Methoden einige versuchen, Hilfe zu bekommen. Oft wurden Dinge vorgegeben, die sich bei näherer Prüfung als unhaltbar erwiesen haben oder sie bekommen Hilfe für einen bestimmten Zweck und nutzen das Geld dann anderweitig. „Warum“ habe ich dann oft gedacht, „so verlieren sie doch jedes Vertrauen“. Mittlerweile sind wir cleverer geworden, lassen uns Papiere von der Schule, dem Vermieter etc zeigen.

Doch vor einiger Zeit öffnete mir ein liebe Schwester die Augen, als sie in ihrem auf Facebook veröffentlichen „Selbsttest zur Solidarität mit meinen Geschwistern“, in dem sie einen Monat versucht hat mit 30€ wie die Familien Gambia auszukommen, oder in einem anderen Test wollte sie herausfinden wie es sich 3 Tage ohne Strom lebt, oder übers Wochenende ohne Heizung, oder wie weit sie mit den Lebensmitteln kommt, die sie noch zu Hause hat (immerhin 28 Tage). In diesem Selbsttest erwähnt sie das erste Mal das Wort „erschleichen“ in dem Zusammenhang, als sie in ihrem Selbsttest Appetit auf Eis verspührte, aber ihr Selbsttestbudget bzw. -vorrat kein Eis hergab. Als sie daraufhin ihrer Mutter von Eiscreme vorschwärmte, und die Mutter tatsächlich das Eis servierte fühlte sie, als ob sie sich das Eis erschlichen hatte.

Genauso wird es wohl den Armen gehen, wenn sie uns um Dinge bitten, aber vielleicht andere viel lieber wollen. Sie öffnete mir die Augen und machte mein Herz weicher für solche Situationen. Niemand von uns weiß, wie es in jemandem aussieht, der täglich vor der Frage steht: Schicke ich meine Kinder in die Schule oder kaufe ich Essen.

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