Wenn von uns geliebte Personen diese Welt verlassen, ist das traurig. Manchmal werden sie aus dem Leben gerissen und die Trauerarbeit der Hinterbliebenen fängt dann an. In anderen Fällen, in denen das nahe Ende absehbar ist, kann eine Trauerarbeit schon vorher anfangen, bestenfalls sogar mit der Person selbst. Es ist ein Abschiednehmen auf Zeit. NIemand von uns weiß, wann seine Zeit gekommen ist, und für das, was danach kommt, hat jeder wohl seine eigene Sichtweise. 

Wir können weder an dem Zeitpunkt noch an dem Verlauf etwas ändern. Doch vielleicht haben wir die Chance, den Abschied und das Loslassen so würdevoll wie möglich zu gestalten. Ist es nicht an uns Angehörigen, bestimmte Zeichen zu erkennen? Muss die Medizin um jeden Preis Vorrang vor einem würdevollen Abreten aus dieser Welt haben? Natürlich muss ein Arzt schwören, dass er alles tut, um Menschleben zu retten. Aber um welchen Preis? Nun kommt wieder der Blick über den Tellerrand ins Spiel. 

Es ist eine schwierige Gradwanderung abzuschätzen, wie viel Medizin noch gut tut, oder ob es nicht auch besser sein könnte, weniger Medizin, dafür vielleicht ein schnelleres, aber würdevolleres Ende. In ärmeren Gegenden stellt sich diese Frage oft nicht, da sie keine Wahl haben. Nun ist man in Deutschland ja gut krankenversichtert, und hier stellt sich die Frage nicht, weil die Medizin verfügbar ist. Fehlt uns durch die Verfügbarkeit der Mittel inzwischen der Blick fürs Wesentliche, oder sind wir fremdgesteuert durch die Götter in Weiß? Sie übernehmen ja nicht die Entscheidungen, die müssen die armen Angehörigen treffen, die eben kein Medizinstudium absovliert haben.

Selbstverständlich ist es schwer, sehr schwer erstens den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, und hinterher ist man immer schlauer. Von Sterbehilfe möchte ich hier nicht sprechen, das verbietet sich für gläubige Menschen sowieso, doch wann ist der richtige Moment im Sinne der Würde des Patienten, sein Leben in Gottes Hände zu geben und die Lebenserhaltungmaschinerie aufzugeben? Ist es immer nur die Sorgen um den Patienten oder nicht ein Stück weit auch das „Nichtgehenlassenwollen“ der Angehörigen? Eine schwierige Prüfung für alle Beteiligten. Ich wünsche Allen, die in solche Situationen kommen, dass sie gemeinsam in der Familie darüber beraten können, ohne in die Fänge der Lebenserhaltungmaschinerie der Ärzte zu kommen. Gerade bei multiplen Erkrankungen können Angehörige schnell mit der Entscheidung überfordert sein, und am Ende muss der Patient einen Medikamentencocktail zu sich nehmen, dessen Nebenwirkungen ein würdevolles Leben unmöglich machen. Um wieviel schwerer fällt dann auch die Trauerarbeit, wenn wir mit ansehen müssen wie unsere Lieben leiden müssen. 

Mögen wir alle immer die richtigen Entscheidungen mit unseren Angehörigen treffen, um ihnen ein Leben oder Sterben mit größter Würde zu ermöglichen.