Über Sandstaub, Sonnenbrand und glückliche Empfänger
Wir benötigten zwei Autos, um mit unseren Mitarbeitern und Helfern nach Abuko, dem Viehmarkt zu fahren. Die gespendeten 166 Qurban mussten schließlich gezählt, bewacht und später versorgt werden.
Als wir beim Viehmarkt eintrafen, kamen bereits Händler mit ganzen Herden an uns vorbei. Es war ein großartiger Anblick – Millionen Schafe – gefühlt mehr als die Einwohnerzahl Gambias.
Es begann mit einer Enttäuschung
Wir waren mit einem Arbeiter des Viehmarktes vor Ort verabredet. Tage vorher hatten wir mit ihm vereinbart, dass er uns die gewünschte Menge Hammel in unserer Preisklasse bereits von den Händlern zusammenstellt. Leider hielt er sich nicht an die Zusage und wir mussten selbst tätig werden. Das dauerte. Irgendwann hatte es sich herumgesprochen, welche Schafe wir suchen, und die Händler kamen zu uns, als wir uns im Schatten von den Gängen durch die Herden ausruhten.
Frauen im Qurban-Business
Bei 32 Grad und brennender Sonne wurde die Herausforderung für mich immer größer. Unsere Taschen, die Kleidung und die Haare der Männer waren mehr und mehr in ein mattes Rot gehüllt. Viele nutzten Atemmasken, um den feinen Staub nicht in die Lunge zu bekommen. Auf dem ganzen Markt mit einer Größe von etwa zwei Fußballfeldern hatte ich zunächst gar keine Frau gesehen. Später kamen Frauen und Mädchen, die den Händlern Essen brachten oder kaltes Wasser verkauften. Später sprach uns eine Händlerin an, ob wir ihre Schafe kaufen möchten. Bedauerlicherweise waren sie etwas zu teuer. So viel zu den etwa 5 Frauen unter Tausenden von Männern. Aber als weiße Frau fiel ich mal wieder extrem auf.
Die Weiße als Hoffnungsträger
Egal, wo ich lang ging, jeder präsentierte mir sein Schaf mit den Rufen: Sister, Madam, Tubab (Europäerin) oder mit Pfiffen. Da ich aber in einer anderen Mission unterwegs war, lehnte ich dankend ab. Auch schien ich ein magischer Anziehungspunkt für Hilfesuchende zu sein. Eine Frau kam zu uns, erklärte, dass sie kürzlich Witwe geworden sei und gerne einen Hammel hätte. Mein Mann war geneigt, ihr einen zu geben, doch ich wies ihn darauf hin, dass wir unsere Bedürftigen prüfen müssen, wie wir es immer tun. Nach einer Sterbeurkunde fragen, schauen, wie viele Kinder sie hat und die Gesamtsituation prüfen. Wir haben sie dann eingeladen, in unser Büro zu kommen, aber einfach so einen Hammel vergeben, das geht nicht.
Ein junger Mann Abdou stellt sich uns vor. Er sei noch Schüler und Vollwaise und bat um Geld für einen Kaftan für das Fest. 10 € wollte er haben. Das konnte ich dann schon eher vertreten und wir haben ihm den Wunsch erfüllt.
Auch drei kleine Jungen liefen immer um uns herum, der kleinste von ihnen Bakary hatte es mir angetan. Mir fiel auf, dass er gar keine Schuhe hatte. Kurz vorher war ein Schuhverkäufer bei uns vorbeigekommen und zwei aus unserem Team hatten sich neue Flipflops für 1,50 € gekauft. Wir sagten Bakary, er solle den Mann noch einmal suchen und herbringen. Schließlich bekam er dann auch für zwei Euro ein paar Schuhe von mir persönlich.
Der Erdnussgras-Packer

Die Jungen gehörten zu einer Gruppe, die Erdnussgras aus einem großen Sack in Waschmitteltüten umfüllten und sie an die Herdenbesitzer verkauften. Sie machten es so geschickt, dass ich nicht anders konnte, es aufzunehmen. (Video auf dem WhatsApp Kanal)
Bei der Auswahl der Hammel hielt ich mich dann doch lieber zurück. Die weiße Hautfarbe löst eben immer noch sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Auf der einen Seite müssen Weiße helfen und auf der anderen deutlich mehr bezahlen als andere.
So wurde das Warten wieder einmal zur Tugend. Am Rande des großen Platzes waren Gehege, in die sie die ausgewählten Schafe brachten. Auch die Verkläufer waren stets in unserer Nähe, um die Vorgänge zu beobachten. Besonders gut haben mir die Tuaregs gefallen mit ihren interessanten Kopfbedeckungen. (Foto auf dem Whatsapp Kanal) Sie standen am Rand und unser Mitarbeiter notierte präzise, welcher Händler wie viel Hammel gebracht hatte. Dann wurden die Autos bestellt. Da die Autos nicht durch das Meer von Schafen fahren konnten, wurden sie Stück für Stück über die Mauer gehoben und eingeladen. Das erste Auto erfasste 40 Schafe, das zweite 50 und die verbleibenden kamen in ein drittes.
Die Bezahlung
Zwei Mitarbeiter und ich gingen dann mit den Händlern ins Büro zum Zahlen. Schließlich brauchte ich eine offizielle Quittung. Der Weg war weit. Erst durch die Schafe und dann noch außen am Markt vorbei, um in einen anderen Eingang wieder hineinzugehen. Wir betraten das leere Büro. Der Buchhalter war noch beim Beten in der Moschee. Als er kam, erklärten wir ihm, was wir wollen, doch plötzlich kamen von allen Seiten Männer, die eine Quittung für jeweils ein Schaf haben wollten. Es hörte einfach nicht auf.
Mein Kollege hatte inzwischen auf einen Zettel geschrieben, was auf der Quittung stehen sollte. Zu einem Moment legte ich die Notiz dann vor ihn und sagte in einem bestimmtenTon: „Und jetzt kommen wir daran.” Er grinste mich an und bat mich, neben ihm Platz zu nehmen.
Mir wurde der schwere Rucksack mit 1,8 Millionen Dalasis gereicht, den ein lieber
Mitarbeiter von uns die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte und den ich kaum heben konnte, so schwer war er, und es ging los. Jeder Händler bekam seinen Anteil, und als Beweis wurde ein Foto gemacht. Schließlich gab es die Quittung und wir konnten gehen.
Endlich zu Hause
Acht Stunden, einen Sonnenbrand und viel Sandstaub später kamen wir bei Sonnenuntergang total erschöpft wieder nach Hause. Eine Inderin hat mal zu mir gesagt „Sandstaub ist das Make-Up der Armen.”
Die Schafe waren schon im Gehege. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass schon wieder 50 Menschen unser Haus belagerten und ein Schaf wollten. Viele konnten wir auf morgen vertrösten, doch einige sind stur sitzen geblieben. Um Mitternacht ist dann endlich der letzte Besucher gegangen.
Die Idee war, dass wir einfach nur die vorbereiteten Tiere abholen und in einer Stunde wieder zurück sind. Doch es kam anders. So konnte ich nicht kochen und das Essen vor dem Fastentag drohte auszufallen. Doch auch in solchen Situationen hat Allah ﷻ Erbarmen mit uns. Plötzlich wurden uns zwei Töpfe mit Reisgerichten gebracht. Alhamdulillah.
Der nächste Morgen
Heute Morgen kam um 6 Uhr der Truck, um in drei Fuhren ca. 100 Schafe abzuholen. Diese verteilte mein Mann dann in Bakau vor Ort, wo die meisten unserer Mitglieder leben. Möge Allah allen Spendern eine große Belohnung geben. Die Empfänger beten für euch. Gegen Mittag war dann unser Grundstück wieder voll mit Menschen. Bis zum Abend verteilten wir noch fleißig die 166 Hammel und dann war auch für uns der Tag von Arafat (der besondere Tag vor dem Opferfest) zu Ende.
Familie Jammeh und das ganze Team von Help the poor and the needy e.V. wünschen euch ein gesegnetes Fest.
Alle Fotos und Videos zum Text und Infos und Spendenstände zu unseren Projekten gibt es immer aktuell auf unserem Whatsapp Kanal:
Auch ein Polizist mit seinem Minigehalt von 40-50€ wurde von uns bedacht. Ihm hatten wir schon einmal die OP für seine gebrochene Hand bezahlt. Es war ein Arbeitsunfall, aber sein Arbeitgeber hat die Kosten nicht übernommen. Krankenversicherungen gibt es nicht.
Über Sandstaub, Sonnenbrand und glückliche Empfänger
Wir benötigten zwei Autos, um mit unseren Mitarbeitern und Helfern nach Abuko, dem Viehmarkt zu fahren. Die gespendeten 166 Qurban mussten schließlich gezählt, bewacht und später versorgt werden.
Als wir beim Viehmarkt eintrafen, kamen bereits Händler mit ganzen Herden an uns vorbei. Es war ein großartiger Anblick – Millionen Schafe – gefühlt mehr als die Einwohnerzahl Gambias.
Es begann mit einer Enttäuschung
Wir waren mit einem Arbeiter des Viehmarktes vor Ort verabredet. Tage vorher hatten wir mit ihm vereinbart, dass er uns die gewünschte Menge Hammel in unserer Preisklasse bereits von den Händlern zusammenstellt. Leider hielt er sich nicht an die Zusage und wir mussten selbst tätig werden. Das dauerte. Irgendwann hatte es sich herumgesprochen, welche Schafe wir suchen, und die Händler kamen zu uns, als wir uns im Schatten von den Gängen durch die Herden ausruhten.
Frauen im Qurban-Business
Bei 32 Grad und brennender Sonne wurde die Herausforderung für mich immer größer. Unsere Taschen, die Kleidung und die Haare der Männer waren mehr und mehr in ein mattes Rot gehüllt. Viele nutzten Atemmasken, um den feinen Staub nicht in die Lunge zu bekommen. Auf dem ganzen Markt mit einer Größe von etwa zwei Fußballfeldern hatte ich zunächst gar keine Frau gesehen. Später kamen Frauen und Mädchen, die den Händlern Essen brachten oder kaltes Wasser verkauften. Später sprach uns eine Händlerin an, ob wir ihre Schafe kaufen möchten. Bedauerlicherweise waren sie etwas zu teuer. So viel zu den etwa 5 Frauen unter Tausenden von Männern. Aber als weiße Frau fiel ich mal wieder extrem auf.
Die Weiße als Hoffnungsträger
Egal, wo ich lang ging, jeder präsentierte mir sein Schaf mit den Rufen: Sister, Madam, Tubab (Europäerin) oder mit Pfiffen. Da ich aber in einer anderen Mission unterwegs war, lehnte ich dankend ab. Auch schien ich ein magischer Anziehungspunkt für Hilfesuchende zu sein. Eine Frau kam zu uns, erklärte, dass sie kürzlich Witwe geworden sei und gerne einen Hammel hätte. Mein Mann war geneigt, ihr einen zu geben, doch ich wies ihn darauf hin, dass wir unsere Bedürftigen prüfen müssen, wie wir es immer tun. Nach einer Sterbeurkunde fragen, schauen, wie viele Kinder sie hat und die Gesamtsituation prüfen. Wir haben sie dann eingeladen, in unser Büro zu kommen, aber einfach so einen Hammel vergeben, das geht nicht.
Ein junger Mann Abdou stellt sich uns vor. Er sei noch Schüler und Vollwaise und bat um Geld für einen Kaftan für das Fest. 10 € wollte er haben. Das konnte ich dann schon eher vertreten und wir haben ihm den Wunsch erfüllt.
Auch drei kleine Jungen liefen immer um uns herum, der kleinste von ihnen Bakary hatte es mir angetan. Mir fiel auf, dass er gar keine Schuhe hatte. Kurz vorher war ein Schuhverkäufer bei uns vorbeigekommen und zwei aus unserem Team hatten sich neue Flipflops für 1,50 € gekauft. Wir sagten Bakary, er solle den Mann noch einmal suchen und herbringen. Schließlich bekam er dann auch für zwei Euro ein paar Schuhe von mir persönlich.
Der Erdnussgras-Packer

Die Jungen gehörten zu einer Gruppe, die Erdnussgras aus einem großen Sack in Waschmitteltüten umfüllten und sie an die Herdenbesitzer verkauften. Sie machten es so geschickt, dass ich nicht anders konnte, es aufzunehmen. (Video auf dem WhatsApp Kanal)
Bei der Auswahl der Hammel hielt ich mich dann doch lieber zurück. Die weiße Hautfarbe löst eben immer noch sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Auf der einen Seite müssen Weiße helfen und auf der anderen deutlich mehr bezahlen als andere.
So wurde das Warten wieder einmal zur Tugend. Am Rande des großen Platzes waren Gehege, in die sie die ausgewählten Schafe brachten. Auch die Verkläufer waren stets in unserer Nähe, um die Vorgänge zu beobachten. Besonders gut haben mir die Tuaregs gefallen mit ihren interessanten Kopfbedeckungen. (Foto auf dem Whatsapp Kanal) Sie standen am Rand und unser Mitarbeiter notierte präzise, welcher Händler wie viel Hammel gebracht hatte. Dann wurden die Autos bestellt. Da die Autos nicht durch das Meer von Schafen fahren konnten, wurden sie Stück für Stück über die Mauer gehoben und eingeladen. Das erste Auto erfasste 40 Schafe, das zweite 50 und die verbleibenden kamen in ein drittes.
Die Bezahlung
Zwei Mitarbeiter und ich gingen dann mit den Händlern ins Büro zum Zahlen. Schließlich brauchte ich eine offizielle Quittung. Der Weg war weit. Erst durch die Schafe und dann noch außen am Markt vorbei, um in einen anderen Eingang wieder hineinzugehen. Wir betraten das leere Büro. Der Buchhalter war noch beim Beten in der Moschee. Als er kam, erklärten wir ihm, was wir wollen, doch plötzlich kamen von allen Seiten Männer, die eine Quittung für jeweils ein Schaf haben wollten. Es hörte einfach nicht auf.
Mein Kollege hatte inzwischen auf einen Zettel geschrieben, was auf der Quittung stehen sollte. Zu einem Moment legte ich die Notiz dann vor ihn und sagte in einem bestimmtenTon: „Und jetzt kommen wir daran.” Er grinste mich an und bat mich, neben ihm Platz zu nehmen.
Mir wurde der schwere Rucksack mit 1,8 Millionen Dalasis gereicht, den ein lieber
Mitarbeiter von uns die ganze Zeit auf dem Rücken getragen hatte und den ich kaum heben konnte, so schwer war er, und es ging los. Jeder Händler bekam seinen Anteil, und als Beweis wurde ein Foto gemacht. Schließlich gab es die Quittung und wir konnten gehen.
Endlich zu Hause
Acht Stunden, einen Sonnenbrand und viel Sandstaub später kamen wir bei Sonnenuntergang total erschöpft wieder nach Hause. Eine Inderin hat mal zu mir gesagt „Sandstaub ist das Make-Up der Armen.”
Die Schafe waren schon im Gehege. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass schon wieder 50 Menschen unser Haus belagerten und ein Schaf wollten. Viele konnten wir auf morgen vertrösten, doch einige sind stur sitzen geblieben. Um Mitternacht ist dann endlich der letzte Besucher gegangen.
Die Idee war, dass wir einfach nur die vorbereiteten Tiere abholen und in einer Stunde wieder zurück sind. Doch es kam anders. So konnte ich nicht kochen und das Essen vor dem Fastentag drohte auszufallen. Doch auch in solchen Situationen hat Allah ﷻ Erbarmen mit uns. Plötzlich wurden uns zwei Töpfe mit Reisgerichten gebracht. Alhamdulillah.
Der nächste Morgen
Heute Morgen kam um 6 Uhr der Truck, um in drei Fuhren ca. 100 Schafe abzuholen. Diese verteilte mein Mann dann in Bakau vor Ort, wo die meisten unserer Mitglieder leben. Möge Allah allen Spendern eine große Belohnung geben. Die Empfänger beten für euch. Gegen Mittag war dann unser Grundstück wieder voll mit Menschen. Bis zum Abend verteilten wir noch fleißig die 166 Hammel und dann war auch für uns der Tag von Arafat (der besondere Tag vor dem Opferfest) zu Ende.
Familie Jammeh und das ganze Team von Help the poor and the needy e.V. wünschen euch ein gesegnetes Fest.
Alle Fotos und Videos zum Text und Infos und Spendenstände zu unseren Projekten gibt es immer aktuell auf unserem Whatsapp Kanal:
Auch ein Polizist mit seinem Minigehalt von 40-50€ wurde von uns bedacht. Ihm hatten wir schon einmal die OP für seine gebrochene Hand bezahlt. Es war ein Arbeitsunfall, aber sein Arbeitgeber hat die Kosten nicht übernommen. Krankenversicherungen gibt es nicht.
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